Heidi Hanselmann: Ein politisches Ausnahmetalent tritt nicht mehr an

Nach 16 Jahren in der Regierung des Kantons St.Gallen hat sich Regierungspräsidentin Heidi Hanselmann entschieden, bei den nächsten kantonalen Wahlen vom 8. März 2020 nicht mehr anzutreten. Die Partei dankt Heidi Hanselmann für ihre absolut überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft für die Gesundheitsversorgung im Kanton St.Gallen und für die nationale Gesundheitspolitik.

2004 wurde Heidi Hanselmann in die St. Galler Regierung gewählt. 16 Jahre gehört sie dieser an und leitet während dieser Zeit das Gesundheitsdepartement. 2008 und 2014 war sie St. Galler Regierungspräsidentin. Dieses höchste Amt bekleidet sie auch aktuell bis Ende der Amtsdauer im Mai 2020. Seit 2005 war Heidi Hanselmann zudem im Vorstand der kantonalen GesundheitsdirektorInnen der Schweiz (GDK); seit 2016 war sie Vizepräsidentin und seit diesem Jahr Präsidentin dieses national einflussreichen Gremiums. Heute Morgen hat Heidi Hanselmann nun bekanntgegeben, dass sie für eine fünfte Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

Überzeugter Einsatz für einen starken «Gesundheits-Service Public»

2004 übernahm Heidi Hanselmann nach einem intensiven Wahlkampf das St.Galler Gesundheitsdepartement. Sie holte den zweiten Sitz für die SP in der Exekutive zurück. Die St. Galler Spitalpolitik war bei ihrem Amtsantritt seit Jahren völlig blockiert. Heidi Hanselmann gelang es, diese wieder auf einen konstruktiven Weg zu bringen, die öffentlichen St.Galler Spitäler mittels konsequenter Netzwerkstrategie und Leistungskonzentrationen entscheidend weiterzuentwickeln. Gleichzeitig konnte sie eine politische Mehrheit für eine neue Organisationsstruktur gewinnen. Die vier regional eingesetzten und voneinander unabhängig tätigen Spitalverwaltungsräte wurden von einem einzigen kantonalen Spitalverwaltungsrat abgelöst. Mit diesen neuen Vorzeichen war der Startschuss für eine aktive und wirksame Zusammenarbeit der Spitalverbunde gegeben; Synergien entstanden und wurden genutzt (z.B. gemeinsamer Einkauf), Doppelspurigkeiten massiv abgebaut (Leistungskonzentrationen z.B. vier Kliniken für Gynäkologie und Geburtshilfe geschlossen) und Effizienzgewinne erreicht. Ein Kulturwandel setzte sich durch: Weg vom Konkurrenzdenken der neun einzelnen agierenden Spitalstandorte, hin zur Kooperation als vier Spitalunternehmungen, die auch über die Spitalregionen hinaus zusammenarbeiten (z.B. Radiologie aus einer Hand). Ab 2006 präsidierte Heidi Hanselmann für 10Jahre den Spitalverwaltungsrat des Kantons St. Gallen. In dieser Zeit hat sie durch kompetente Arbeit, das 15jährige Baumoratorium knacken können.

Dieser Durchbruch verhalf den Spitälern ab 2006 den von allen Parteien anerkannten Investitionsstau abzubauen und die absolut notwendigen und längst überfälligen infrastrukturellen Erneuerungen starten zu können – insbesondere am Kantonsspital mit dem grössten Anteil am Bauvolumen. Dies um im Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Grosse Erfolge erzielte sie auch als Präsidentin des Verwaltungsrats der Psychiatriedienste Nord und Süd. Sie hat die beiden Betriebe ebenfalls von der Konkurrenzsituation zur Kooperation geführt und wichtige Angebotslücken geschlossen und dadurch die wohnortnahe Versorgung sichergestellt. Dank Heidi Hanselmann entstanden so griffige Netzwerke, deren Stärke es ist, auch über schwierige Zeiten hinweg eine regional verankerte, qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung in allen Regionen des Kantons St.Gallen und im nationalen Vergleich zudem kostengünstig der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Dies im Sinne eines starken und zuverlässigen Service public, der heute anderen Kantonen als Vorbild dient. Dass bis heute alle Regionen im Kanton St. Gallen über einen solchen «Gesundheits-Service public» verfügen, auch in den Versorgungsbereichen der Psychiatrie, Rehabilitation und Palliative Care, ist im wesentlichen Heidi Hanselmanns Verdienst.

Zu ihren grössten politischen Erfolgen gehört neben der Weiterentwicklung der St.Galler Spitäler, die Überwindung des 15jährigen Baumoratoriums mit den Spitalneubauvorlagen 2014. Ohne die infrastrukturelle Weiterentwicklung der Spitäler wäre der Kanton St. Gallen in der Gesundheitsversorgung abgehängt worden. Ein starkes Kantonsspital, das komplexe Behandlungen mit hochspezialisierter Medizin anbietet und starke regionale Spitalstandorte mit konzentriertem Grundleistungsangebot waren ihr wichtig. 2014 sagten je nach Vorlage zwischen 78 und 90 Prozent der Stimmbevölkerung Ja zur dringenden Erneuerung.

 

Weitere Meilensteine

Neben der Spitalpolitik hat Heidi Hanselmann viele weitere Erfolge vorzuweisen: Die bemerkenswerte Weiterentwicklung der Rehabilitationskliniken Valens und Walenstadtberg hin zu den Klinken Valens, die heute als Topanbieter im Rehabilitationsbereich gelten, die Einführung des Brustkrebs-Screening als erster Deutschschweizer Kanton, die Umsetzung von wirkungsvollen Projekten im Bereich der Gesundheitsförderung/Prävention (z.B. Bündnis gegen Depression), der Joint Medical Master, die Förderung der Hausarztmedizin, Palliative Care-Konzept und –Gesetz, Erarbeitung und Umsetzung eines kantonalen Geriatriekonzeptes, das Mutter-Kind-Zentrum, das mit dem Neubau des Kinderspitals auf dem Campus des Kantonsspitals umgesetzt wird. Weitere wichtige Erfolge entnehmen die Medienschaffenden dem Beilagenblatt.

 

Zielstrebig, zuverlässig, mit Ausdauer für alle statt für wenige

Politische Weggefährtinnen und Weggefährte kennen Heidi Hanselmann als eine Frau, die in ihren Geschäften über eine grosse Dossierkenntnis verfügt. Als eine Frau, die den politischen Kompass nie verloren hat. Ihr ganzes politisches Werk richtete sie darauf aus, den schwächeren Menschen der Gesellschaft zu helfen, alle Regionen dieses Kantons im Blick zu haben und Frauen in der Politik zu fördern und zu stärken. Hier half ihr immer wieder der scharfe politische Weitblick und das taktische Geschick.

Die Loyalität zum Regierungskollegium und zu den Institutionen des Kantons war Heidi Hanselmann in den 16 Jahren ihrer Amtszeit hohes Gut und Leitschnur zugleich. Sie liess sich nicht einer Mainstream-Politik unterwerfen, wurde politisch nie belanglos oder mittelmässig. Und sie verlor nie ihren unbedingten Willen, für die Menschen in diesem Kanton das Beste zu geben – und dies auch von Mitarbeitenden und von Mitstreitenden in der SP und in der SP-Fraktion und von politischen Gegnern zu fordern.

Gradlinig und mit Herzblut

Max Lemmenmeier, Präsident der SP Kanton St.Gallen betont: «Sie hat ihre Arbeit und damit ihr politisches Werk nicht nur mit hoher Fachkompetenz, sondern auch auf der Grundlage ihrer tiefen politischen Überzeugung und der Werte von Freiheit, Gleichheit und Solidarität umgesetzt. Und mit viel, mit sehr viel Herzblut.»

Die SP des Kantons St.Gallen bedauert den Entscheid Heidi Hanselmanns ausserordentlich. Der Politische Sekretär der SP SG, Guido Berlinger-Bolt: «Mit Heidi Hanselmann wird im nächsten Mai ein politisches Ausnahmetalent unsere Kantonsregierung verlassen. Wir verstehen und respektieren diesen Schritt aber selbstverständlich.»

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